
Unsere neue inklusive WG wartet auf dich! 03.06.2025
Ab dem 01. Juli 2025 geht unsere neue inklusive Wohngemeinschaft an den Start – und DU kannst Teil davon werden!
In unserer WG in Karlsruhe leben Menschen aus dem Autismus-Spektrum in einer unterstützenden, verständnisvollen und selbstbestimmten Umgebung. Hier zählt: Du darfst sein, wie du bist – mit deinen Stärken, Bedürfnissen und Eigenheiten.
Was dich erwartet:
- Dein eigener Rückzugsort und ein Ort für Austausch & Gemeinschaft
- Unterstützung durch qualifizierte Assistenzkräfte
- Gemeinsame Aktivitäten – freiwillig & entspannt
Neugierig geworden? Dann klick dich zur Infoseite und lerne uns kennen. Wir freuen uns auf dich!
Stark für Inklusion 30.05.2025
Am 27. Mai 2025 fand das zweite Kooperations-Treffen zwischen AutismusCompass Karlsruhe und dem Integrationsfachdienst (IFD) statt. Die Initiative dazu kam vom IFD – inspiriert durch das Eröffnungsfest von AutismusCompass Karlsruhe im März 2025.

Gemeinsam statt einsam 19.05.2025
“Ich mag es, andere zu treffen!”
Text: Mia Lechner, Assistenz im Wohnen und Sozialraum, AutismusCompass Karlsruhe GmbH
Fotos: Julian und Felix
Langsam trudeln alle ein - begrüßen sich wie alte Bekannte oder stehen noch zurückhaltend am Rand und schauen sich um. Einige kommen mit dem Fahrrad, andere mit der Bahn oder dem Auto. Marvin hat sich sogar in Ettlingen auf’s Fahrrad geschwungen, um hier, am anderen Ende von Karlsruhe, beim monatlichen Bowling dabei zu sein. Er nimmt seit dem ersten Treffen teil und freut sich, bekannte Gesichter zu treffen: “Ich komme, weil ich hier Leute treffe und Bowling macht mir Spaß.” Seit ca. 11/2 Jahren gibt es diese Gruppenaktivität bei AutismusCompass Karlsruhe, um andere AutistInnen zu treffen, gemeinsam etwas zu unternehmen und Spaß zu haben. Heute begeben sich 12 KlientInnen und MitarbeiterInnen erwartungsvoll zur Kasse .
Drinnen ist eigentlich kein typischer Ort, an dem sich autistische Menschen wohlfühlen : es ist laut, das Licht eher grell und die ganze Atmosphäre unruhig. Trotzdem findet sich immer ein kleines oder größeres Grüppchen zum gemeinsamen Bowlen zusammen. Zwei Bahnen sind heute reserviert. Wie von selbst finden sich "alte Bekannte" an einem der dazugehörigen Tische zusammen, ziehen die Spezialschuhe an und - los geht’s! Die anderen versammeln sich - noch etwas zurückhaltender - mit drei “Neulingen” um den Nebentisch.
Das eingespielte Team von Tisch 1 feiert schon die ersten "Strikes", klatscht ab und taucht ein in’s fast schon routinierte Bowling-Vergnügen. David kommt, wenn er Zeit findet. Er meint, er wolle Spaß haben mit der Gruppe und auch neue Leute kennenlernen. Manchmal sei er etwas nervös: "Wenn alle auf mich schauen, ist das dann wie beim Elfmeter.” Eric spielt gerne Bowling. Er freut sich, hier vertraute Gesichter zu treffen. Neue Leute kennenzulernen, sei für ihn etwas schwierig, vieles auch von der Tagesform abhängig.
Nachdem vor einigen Jahren in den einzelnen Begleitungen der Wunsch nach gemeinsamen Unternehmungen mit anderen AutistInnen immer lauter wurde, trafen sich zunächst vereinzelt KollegInnen und ihre KlientInnen miteinander. Das fand so großen Anklang, dass Ideen für gemeinsame Aktivitäten gesucht wurden: Regelmäßige Bowlingabende machten den Anfang und stießen auf großes Interesse. Die “Gruppenaktivitäten” waren geboren.
Chris ist heute zum ersten Mal dabei. Er hat seinen Platz am Tisch der “Champions” gefunden. Man nimmt ihn auf in die Gruppe, unterstützt seine kleinen Erfolge und tauscht Technik-Optionen aus. Er ist mitgekommen, um neue Leute kennenzulernen und etwas zu unternehmen mit Menschen, die verstehen, wenn er sich Lärmschutz in die Ohren steckt und eine spezielle Brille gegen Licht -Überreizung aufsetzt. Hier müsse er sich nicht erklären, fühle sich entspannt und aufgehoben mit seinen Bedürfnissen: “Die Leute hier verstehen mich besser, als die, die mir nahestehen.” Neben ihm sitzt Felix, Bowler der ersten Stunde, und tröstet ihn über die anfänglichen Null-Würfe hinweg: “Bei den ersten Malen habe ich fast alle Kugeln verschossen. Aber irgendwann ging’s dann auf einmal.” Inzwischen zählt Felix zu denen, die richtig gut sind. Er kommt auch schon mal extra aus den Semesterferien dazu, wenn er eigentlich bei seinen Eltern ist. Ihm gefällt vor allem, etwas gemeinsam zu unternehmen. Allerdings würde er nicht kommen, wenn Bowling ihm keinen Spaß machen würde. Wenn das Thema für ihn passt, nimmt er auch an anderen Aktivitäten teil: sei es ein Gruppenausflug mit der nostalgischen Dampflok von KA nach Herrenalb, beim Minigolf oder samstäglichen Boule, das ein Kollege mit Beginn des warmen Wetters im Schlosspark anbietet. Er ist auch gerne dabei, wenn zusammen gefeiert wird: im Sommer am Grillplatz, im Winter zur Weihnachtsfeier. Stets hat er dann seine beliebten selbstgebackenen Muffins im Gepäck. Felix sieht sich selbst als eher geselligen Typ mit Autismus: “Ich mag es, andere zu treffen.”
Am Tisch der “Neulinge “ taut man langsam auf, kommt ins Gespräch und auch die Kugeln rollen schon geschmeidiger über die Bahn. Die Frage nach Fotos für diesen Artikel ruft Julian auf den Plan: Angelegentlich wirft er ein, er habe seine Kamera dabei. Julian ist bekannt dafür, dass er gerne fotografiert, aber auch sehr zurückhaltend ist. Jetzt wird sein Wink freudig angenommen und engagiert packt er seine Kamera aus. Über die wichtige Frage "Wer möchte nicht fotografiert werden?”, kommen er und Felix in’s Gespräch. Und so findet jemand Kontakt, der von sich sagt: “Mir fällt es schwer, mit Menschen in Kontakt zu kommen. Wenn ich irgendwo hingehe, um Leute kennenzulernen, wird’s anstrengend. Bowling macht mir Spaß und wenn ich jemanden kennenlerne, ist es okay.” An diesem Abend nehmen er und Felix das Fotografieren gemeinsam in die Hand.
Sarah ist erst seit kurzem bei ACK in Assistenz und zum ersten Mal beim Bowling dabei. Sie komme vor allem, um Leute kennenzulernen und ihr Umfeld zu erweitern. Bowling sei eher Mittel zum Zweck. “Es ist laut und ich merke irgendwann, dass ich sehr müde werde und mich zurückziehe. Dann fühle ich mich so überreizt, als hätte ich Kaffee getrunken.”
Das macht die Gruppenaktivitäten so besonders: auf zwanglose Weise kann man Kontakt knüpfen oder einfach dabei sein. Und - viele AutistInnen drücken immer wieder den Wunsch nach einer sozialen Gruppe aus, in der sie mit ihren Eigenheiten und speziellen Bedürfnissen nicht auffallen. .
Inzwischen gibt es vielfältige “Gruppenaktivitäten”, die die KollegInnen von ACK anbieten und begleiten: u.a. gemeinsame Besuche von Mittelalter- und Weihnachtsmärkten, Museen oder Ausstellungen. Diese Gruppenangebote sind offen für alle, die Lust und Zeit haben.
In der Schreibwerkstatt dagegen treffen sich 1x im Monat max. 5 TeilnehmerInnen in einer geschlossenen Gruppe. Dieses Angebot hat sich zu einem sehr persönlichen und tiefgehenden Austausch im geschützten Rahmen entwickelt.
Auch die Workshops einer jungen Kollegin zum Thema Beziehungen und Sexualität in einer kleinen festen Gruppe stoßen auf reges Interesse. Vorerst ist es ein Pilotprojekt - mit der Vision, es später in größerem Rahmen anzubieten.
Andere Ideen warten auf Verwirklichung: gemeinsame Wanderungen oder Fahrradtouren mit Picknick. Eine Kreativgruppe sowie ein Theaterbesuch sind in Planung … Ideen gibt es viele.
Beim Bowling haben sich die Tischreihen inzwischen aufgelockert, man tauscht sich über die Tische hinweg aus und feiert kleine und große Siege an der Kugel. Die Stimmung ist heiter und locker. Nicht nur die autistischen MitspielerInnen sind mit Schwung dabei, auch die Kolleginnen des ACK schätzen die gemeinsame Aktion:
Lea hat Spaß am Bowling, muss sich aber manchmal an den Trubel gewöhnen. Eine andere Kollegin schätzt an den Gruppenaktivitäten, dass dabei andere Dynamiken entstehen als im Einzelkontakt. Sie lerne ihre KlientInnen dabei nochmal anders kennen und beobachte, dass sie in einer Gruppensituation immer wieder tiefe Erfahrungen machen - die manchmal auch verunsichern oder aus der Bahn werfen. "Ich halte es für wichtig, diese Erfahrungen zu begleiten und gemeinsam zu reflektieren. Sie fördern Entwicklung, soziales Lernen - mehr innere Sicherheit im Umgang mit sich selbst und im sozialen Kontext.”
Nach 2 Stunden gehen die Lichter auf der Bahn aus. An den Tischen macht man sich bereit zum Aufbruch, steht draußen noch eine Weile beisammen, betrachtet gemeinsam das intensive Lichtspiel am Himmel und trennt sich gut gelaunt und zufrieden.
Die drei NeueinsteigerInnen sind sich beim Abschied einig: Es hat Spaß gemacht und sie wollen auf jeden Fall wiederkommen. Chris ist stolz, dass er zum Abschluss tatsächlich noch einen “Strike” geworfen hat.
Weltautismustag in Karlsruhe 01.04.2025
Gestern, am 1. April 2025, veranstaltete die AutismusCompass Karlsruhe GmbH in Zusammenarbeit mit seemann autismus autark gGmbH, PRAXIS AUTISMUS südwest und der Kinemathek Karlsruhe anlässlich des Welt-Autismus-Tages eine besondere Veranstaltung. Das Programm umfasste eine Human Library zum Thema Autismus sowie die Vorführung des Films "Temple Grandin".
Die Human Library bot den Teilnehmenden die Möglichkeit, in persönlichen Gesprächen mit Menschen im Autismus-Spektrum tiefere Einblicke in deren Lebenswelten zu erhalten. Dieses innovative Konzept förderte den offenen Austausch und trug dazu bei, Vorurteile abzubauen und gegenseitiges Verständnis zu stärken.
Im Anschluss wurde der Film "Temple Grandin" gezeigt, der das Leben der gleichnamigen US-amerikanischen Tierwissenschaftlerin und Autistin porträtiert. Temple Grandin revolutionierte mit ihren innovativen Ansätzen die Viehwirtschaft und setzt sich bis heute für ein besseres Verständnis von Autismus ein.
Die Veranstaltung stieß auf großes Interesse und wurde von den Teilnehmenden positiv aufgenommen. Ein ausführlicher Bericht erschien in den Badischen Neuesten Nachrichten und kann hier nachgelesen werden: BNN
Einladung zum Weltautismustag in Karlsruhe
Zum Weltautismustag lädt AutismusCompass Karlsruhe GmbH in Kooperation mit seemann
autismus autark gGmbH, PRAXIS AUTISMUS südwest und der Kinemathek ein zu einem
kleinen und feinen Programm:
● Human Library zum Thema Autismus
● der Film “Temple Grandin”
Wann : Dienstag, 1. April 2025
Beginn : 17:30 mit der Human Library (* siehe unten)
19:00 Film “Temple Grandin”
Karten werden sowohl online als auch im Kino verkauft.
Hier ist der direkte Ticketlink für den Onlineverkauf.
Wo : Kinemathek, Kaiserpassage 6, 76133 Karlsruhe
Es gibt einen kleinen Barbetrieb, Ruhebereich und Aufzug zum WC sind vorhanden.
Sie sind herzlich eingeladen, teilzunehmen und in vertraute oder fremde Welten
hineinzuschnuppern.
Mit freundlichen Grüßen
Zydrone Zukauskaite
Geschäftsführerin AutismusCompass Karlsruhe GmbH
Rolf M. Seemann
Geschäftsführer
* HUMAN LIBRARY – unjudge someone - die etwas andere Bibliothek
Die vielleicht schönste und auf jeden Fall ungewöhnlichste Bibliothek der Welt:
Statt Bücher aus Papier leiht man sich hier Menschen aus, »offene Bücher«, und spricht mit
ihnen über Dinge, die sie erlebt haben. Unter dem Motto "unjudge someone" - also
"enturteile jemanden" - finden Begegnungen statt, in denen (wieder) miteinander geredet
wird: offen, respektvoll und persönlich. Es geht nicht darum, sich möglichst gut zu
präsentieren oder um ein Interview, sondern um sehr persönliche, private Gespräche zum
besseren gegenseitigen Verstehen.
Die Human Library gibt es inzwischen in 80 Ländern der Welt ... erzählt werden einzigartige
Geschichten von Menschen, die von gesellschaftlicher Ausgrenzung betroffen oder bedroht
sind. Denen oft mit vorgefassten Meinungen, Stereotypen und Ablehnung begegnet wird.
Gegründet hat sie im Jahr 2000 der dänische Journalist und Aktivist Ronni Abergel, auf
Einladung des dänischen Roskilde-Festivals. Neben dem Musikprogramm sollte es dort
auch ein Forum für ungewöhnliche Begegnungen geben.
Im allerersten »Buch« der Human Library traf dort ein Polizist namens Erik auf drei
Antifaschisten. Die hatten bei Demonstrationen schlechte Erfahrungen mit den »Bullen«
gemacht. Jetzt wollten sie wissen, warum er Polizist geworden war. Auf der anderen Seite
konnte Erik einmal in aller Ruhe sein Verständnis von guter Polizeiarbeit zum Ausdruck
bringen. Nach etwa einer Stunde kam ein Freund der drei dazu, betrunken und „auf Krawall
gebürstet“. Ronni Abergel erzählt: »Weißt du, wer den Polizisten in Schutz nahm? Bevor
Erik reagieren konnte, hatten ihn schon die drei Demonstranten in Schutz genommen und
sagten zu ihrem Freund: “Du kennst den Mann doch gar nicht, aber wir kennen ihn." Nach
einer Stunde! Das überzeugte ihn davon, dass die Idee der Human Library funktioniert.